Kürnbach. (db) "Das war noch ein kleines Wespenvolk, da habe ich schon ganz andere Dinge erlebt", erzählt Gerhard Zentner. Er ist Sachverständiger für Schädlinge und Umsiedlung von Wespen bei der NeckarCom Telekommunikation in Stuttgart. Diesen Job macht er neben seinem Beruf als Nachrichtentechniker. Nun steht er vor dem offenen Modulkasten der die Elektronik für den Richtfunkmast in Kürnbach steuert und hält die Reste zweiter leerer Waben hoch.
Die Tiere hatten ganze Arbeit geleistet und die digitale Telekommunikation über die NeckarCom im Schwarzrieslingdorf für Tage lahmgelegt. Nun sind sie weg. "Man muss die Wespen mindestens zwei Kilometer weit entfernt an einen geeigneten Platz in der Natur umsiedeln, sonst kommen sie wieder" erläutert Zentner. Doch von diesen Tieren haben seine Technikerkollegen die sich derweil emsig um die Schadensbehebung der Anlage kümmern die Nase gestrichen voll.
Sieben Mal sind sie gestochen worden. Bereits am Sonntagabend waren die beiden nach der Störungsmeldung nach Kürnbach gefahren, um die Ursachen vor Ort zu lokalisieren und erlebten dort beim Öffnen des Modulkastens den unfreundlichen Empfang durch den aggressiven Wespenschwarm. Die waren wohl durch die Lüftungsschlitze ins Innere gelangt und hatten sich dort häuslich eingerichtet. Auch am Montag wurden die Diagnosearbeiten durch die Wespen behindert, weshalb sich die Arbeiten auf das Notwendigste und auf den gegenüberliegenden Richtfunkmasten in Großvillars beschränkten. Durch den Ausfall eines Lüfters und die Überhitzung der Module arbeitet die Elektronik nur noch temporär und gab nach zehn Minuten den Dienst wieder auf. Am Dienstagvormittag war dann der Umzugstermin für die Wespen. Erst dann zeigte sich das ganze Schadensbild nach dem Reinigen des Modulkastens. Ein solches Ausmaß hatten die beiden Experten der NeckarCom selten erlebt. Der finanzielle Schaden ist noch nicht abzuschätzen. Der personelle Aufwand wird als hoch bewertet. Die Instandsetzungsarbeiten gestalteten sich schwierig.
Am späten Nachmittag waren die Einschubplatinen für den Richtfunk noch so heiß, dass sie nur mit Handschuhen herausgezogen werden konnten. Spinnenteile und sonstiger Unrat kamen in den einzelnen Elementen zum Vorschein. Einer der Spezialisten hält ein Bauteil in der Hand und sagt: "Das müssen wir auch noch per Kurier anfordern". Obwohl die Hoffnungen auf einen schnellen Instandsetzungserfolg dadurch geschwunden waren, gab es gut zwei Stunden später die gute Nachricht: Kürnbach ist wieder online.