Eppingen/Bad Rappenau. (apo) Plastiktüten wandern immer seltener kostenfrei über den Verkaufstresen. Viele Einzelhändler in der Fachwerkstadt sind auf die umweltfreundlicheren Papiertüten umgestiegen. Auch Frank Bauer vom gleichnamigen Modehaus in der Kurstadt Bad Rappenau hat sich so seine Gedanken gemacht, wie und ob er dem Trend zur Papiertüte folgen soll. Dabei liegen die Probleme doch viel tiefer, fangen bei der Industrieverpackung an und hören beim alltäglichen Lebensmitteleinkauf längst nicht auf.
Plastik, wohin das Auge reicht. Verpackungen aus Polyethylen (PE), Polystyrol (PS) oder Polyethylenterephthalat (PET) schleppen wir fast täglich mit nach Hause. Wie selbstverständlich schieben wir ein paar Äpfel, Bananen oder Pfirsiche beim Einkaufen im Supermarkt in so genannte "Hemdchenbeutel" (so bezeichnet wegen den Trageschlaufen). Laut Industrieverband Kunststoffverpackung schlagen sie jährlich mit 3,1 Milliarden Stück zu Buche.
Noch erschreckender ist die Gesamtzahl von 94 814 Tonnen Plastikmüll in Deutschland. Dazu zählt auch die Bioplastiktüte, deren Kompost niemand haben möchte. Würden diese nicht in Müllverbrennungsanlagen vernichtet, bräuchten sie Jahrhunderte, um zu verrotten.
Dabei gibt es durchaus Alternativen wie Papiertüte, Stoffbeutel oder Einkaufkorb. Monika Rebel bringt saubere, aber bereits benutzte Plastiktütchen zum nächsten Einkauf einfach wieder mit, um sie erneut zu verwenden. "Viele kommen auch mit eigenen Behältnissen", berichtet Christian Sommer vom Edeka-Markt in Eppingen.
Obwohl man allerorten ein Umdenken der Verbraucher feststellt, ist es doch noch zu wenig, um den Handel zur Umkehr zu bewegen. Dabei wäre es durchaus möglich, das Gewicht der federleichten Plastiktütchen auf das etwas höhere der Papiertüten umzuprogrammieren. Für Marktleiter Christian Sommer rechnet sich der Aufwand derzeit noch nicht, es gibt kaum Kundennachfragen.
Frank Bauer vom Modehaus Bauer in Bad Rappenau sieht in der Diskussion um die Plastiktüte ein typisch deutsches Phänomen. Solange er jedes Kleidungsstück in Plastiktüten verpackt geliefert bekommt, bringt es wenig, wenn seine Kunden nun statt mit der Plastiktüte mit einer fünfmal so teuren edlen Papiertasche das Modehaus verlassen.
Dabei sieht die Ökospur der aufwendig hergestellten Papiertasche gar nicht so rosig aus, für die Herstellung ist doppelt so viel Energie vonnöten. Luft und Wasser werden durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien belastet. Dazu sind Oberflächenlaminierung und Druckfarben nur schwer oder sogar gar nicht recycelbar. Außerdem ist die Papiertasche nicht wasserfest.
Auch das war für Frank Bauer ein Grund, sich gemeinsam mit seiner Werbeagentur zusammenzusetzen und an einer Lösung zu tüfteln, die sowohl der Umwelt als auch der Außenwirkung des Hauses gerecht wird. Dem Modeexperten schwirrt die wiederverwendbare "Fashionbag" im Kopf herum. Weil die "ordentlich Geld kostet" will er dafür eine Schutzgebühr erheben, die bei Rückgabe erstattet wird.
Für kleinere Einkäufe ist die Bäckertüte aus Papier gedacht. Noch sei das zwar Zukunftsmusik, erklärt Bauer, doch die Richtung ist klar: "Im Idealfall sollen immer weniger Plastiktaschen ausgegeben werden."