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Angelbachtal: Gemeinde erhöht Steuern

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Von Ralf März

Angelbachtal. Neben der Grundsteuer werden ab Januar 2020 auch die Gewerbesteuer und die Hundesteuer erhöht entschied der Gemeinderat mit großer Mehrheit. Vorher wurde ausgiebig diskutiert und ein Antrag von GAL-Gemeinderat Jürgen Fels bei lediglich zwei Ja-Stimmen abgelehnt. Gefordert hatte Fels, auf die Erhöhung der Grundsteuer B (für bebaute Grundstücke) zu verzichten und stattdessen die Gewerbesteuer stärker anzuheben.

Auch Heimo Linse hatte mit Blick auf Rekord-Steuereinnahmen beim Bund und bei steigenden Finanzzuweisungen an die Gemeinde Zweifel. „Wir müssten eigentlich die Bürger entlasten“, stellte er fest und kritisierte auch die Ausgaben in Sachen Sportflächenkonzept. Dabei sprach er von „Kosten, die früher von den Vereinen getragen wurden.“

Bei allen anderen Bürgervertretern war schon in der Diskussion Zustimmung zu erkennen. „Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, bezeichnete Roland Lang die Erhöhungen mit Blick auf die steigenden Kinderbetreuungskosten. Man müsse wohl zustimmen, stellte Karl Kern fest, und auch Lukas Del Monego sprach von keiner schönen Entscheidung, stellte aber in Anbetracht der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen fest, es sei „fair und richtig, dass sich alle Bürger beteiligen“.

Gemeinderat Markus Haaß, zugleich Vorsitzender der Angelbachtaler Unternehmerinitiative, gab zu bedenken, dass aus der Unternehmerschaft kein Jubel erwartet werden dürfe. Bei der Hundesteuererhöhung verwies er auf den gestiegenen Aufwand durch die „Hundetoiletten“.

Rechnungsamtsleiter Peter Horsinka hatte vor der Beratung die Finanzsituation der Gemeinde dargelegt: Zwar könne im kommenden Jahr mit Mehreinnahmen von rund 100.000 Euro gerechnet werden, dem gegenüber stehen jedoch erwartete Mehrausgaben in Höhe von 481.000 Euro, unter anderem wegen tariflicher Personalkostensteigerungen und Mehrkosten für Sachmittel. Das Defizit bei der Kinderbetreuung steige unter anderem durch neue Krippen-Gruppen auf knapp 1,2 Millionen Euro. Neben der gerade begonnenen Hauptstraßensanierung (rund zwei Millionen Euro), der Neugestaltung von Grabfeldern auf den Friedhöfen (260.000 Euro) und der Beschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs (200.000 Euro) blickte Horsinka auch auf die anstehende Sanierung der Friedhofstraße, das Sportflächenkonzept und die Rathaussanierung.

Finanziert werden die laufenden Maßnahmen hauptsächlich durch Bauplatzverkäufe, betonte Bürgermeister Frank Werner. Allerdings sei der größte Teil der gemeindeeigenen Bauplätze inzwischen verkauft.

Vor der Abstimmung gab Werner zu bedenken, dass im Rahmen der kommunalen Finanzprüfungen auch geschaut werde, inwieweit die Einnahmemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Im Kreisvergleich liege Angelbachtal bei der Grundsteuer an letzter Stelle mit nur 82 Euro je Einwohner. Spitzenreiter sei Weinheim mit 196 Euro.

Bei der Hundesteuer ging Horsinka auf die Kosten für die „Hundetoiletten“ ein. Seit dem Jahr 2009 wurden insgesamt 18 dieser Behälter, ausgestattet mit Kotbeuteln und Mülltonne, aufgestellt. Allein vier Stunden dauere die wöchentliche Leerung durch einen Bauhofmitarbeiter; die jährlichen Kosten bezifferte Horsinka mit 14.600 Euro, was der Hälfte der aktuellen Hundesteuereinnahmen bei rund 350 gemeldeten Hunden entspreche.

Steigen wird ab Januar 2020 der Hebesatz der Grundsteuer B von 320 auf 340, der Hebesatz der Gewerbesteuer von 340 auf 350 und die Hundesteuer von 78 auf 90 Euro pro Hund und Jahr. Insgesamt erwartet man dadurch Mehreinnahmen von rund 50.000 Euro. Bei einem Einfamilienhaus mache die Grundsteuererhöhung im Schnitt 15 Euro pro Jahr aus, erklärte Horsinka. Die letzte Anpassung dieser Steuern gab es im Jahr 2011.


Sinsheim: Die nächste Vollsperrung

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Sinsheim. (rnz) Zu einer weiteren Vollsperrung der Autobahn 6 zwischen den Anschlussstellen Sinsheim und Sinsheim-Süd kommt es ab Samstag, 23. November, 20 Uhr, bis Sonntag, 24. November, 9 Uhr. Grund ist die Einhebung von Brückenbauteilen im Quellbergweg in der Sinsheimer Südstadt. Als Umleitung Richtung Heilbronn/Nürnberg wird empfohlen, an der Anschlussstelle Sinsheim abzufahren und der Umleitung U61 zu folgen.

In Richtung Mannheim rät der Autobahnbetreiber „ViA6West“ dazu, an der Anschlussstelle Sinsheim-Süd abzufahren und der Umleitung U66a zu folgen. Eine weiträumige Umfahrung wird empfohlen.

Unter www.verkehrsinfo-bw.de liefern an verkehrswichtigen Stellen auf Autobahnen und Bundesstraßen installierte Webcams jederzeit einen Eindruck von der aktuellen Verkehrslage.

"Trostpflaster" Sinsheim: Schlimmes Schicksal motiviert Helfer

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Von Christiane Barth

Sinsheim. Plötzlich waren fünf Kinder zwischen drei und 14 Jahren für immer ohne ihren Vater, eine junge Frau ohne ihren Mann. Der Anfang einer Hilfsaktion am Schauplatz Sinsheim, die zurzeit über das soziale Netzwerk Facebook die Runde macht und die sich „Trostpflaster“ nennt. Dahinter stehen Sozialarbeiterin Nicole Kuner, ihr Bruder Christoph Kuner, ihr Lebensgefährte und Pädagoge Andy Hummel sowie Susanne Roos. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, steht auf der Internetseite.

„Angefangen hat alles vor etwa drei Wochen“, schildert Initiatorin Kuner aus Sinsheim. Über Bekannte habe sie von der Familie aus dem Stadtgebiet erfahren, und wie die Mutter und ihre Kinder von einem Tag auf den anderen in tiefe Existenznöte gestürzt seien: Der Vater habe sich das Leben genommen. Da er Alleinverdiener gewesen sei, wie Kuner erläutert, komme zum Schmerz finanzielle Not hinzu. Die Mutter sei wegen einer Erkrankung erwerbsunfähig. Von der Lebensversicherung, sagt Kuner, sei kein Geld zu erwarten, da der Mann seinen Tod selbst herbeiführte. Nicht jede Lebensversicherung zahle bei Suizid, oft aufgrund diverser Klauseln und Fristen.

Einen Verein wollen die Vier nun gründen, der Menschen in Not helfen und Ressourcen aufbauen soll, um diese dann Menschen zur Verfügung zu stellen, welche in plötzliche Notlagen geraten sind. Die Idee habe schon lange in ihrem Freundeskreis gegärt, sagt Kuner. Dass sie jetzt im Schnellverfahren durchgesetzt werde, gehe auf das konkrete Schicksal der jungen Familie zurück.

Da die Frau auch keine hohe Witwenrente zu erwarten habe, hätten sie sich „kurzerhand entschlossen, einen Spendenaufruf zu starten“. Die Vier hätten die Ärmel hoch gekrempelt und seien aktiv geworden. Man wolle sich zunächst darum kümmern, dass die Familie zumindest finanziell vom freien Fall verschont bleibe. Dass die „Hilfe mit Herz“, wie das spontane Tätigwerden im sozialen Netzwerk genannt wird, die Dringlichkeit der Stunde erkannt habe, sei den Helfern anhand der Resonanz klar geworden: Der Spendenaufruf wurde vielfach geliket und geteilt.

Beim bloßen Spendenaufruf beließ man es nicht – und wolle es auch künftig nicht belassen: Da sei beispielsweise die Frau, die jemanden kenne, der wiederum die passenden Personen kenne, welche mit Wissen unter die Arme greifen könnten. In diese Richtung solle es bei „Trostpflaster“ gehen. Denn da seien schon jetzt eine Freundin, da seien ein Pädagoge und auch ein Betriebswirt, die mit der Witwe die familiären Finanzen überprüften, Behörden, Banken und Versicherungshäuser abklapperten, schildert Nicole Kuner. Aus diesem Personenkreis kam die Idee, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Unter dem Namen „Trostpflaster“ und als lose Gruppe habe man seit dem 26. Oktober immerhin 183 Abonnenten erhalten und 181 Likes.

Überwältigt sei man vor allem über viele „helfende Hände“ aus der Nachbarschaft; auch Betriebe in Sinsheim und von außerhalb hätten Unterstützung angeboten. Ein Wirtschaftsjurist und eine Architektin hätten ihren fachlichen Rat zugesichert, Sinsheimer Organisationen wie der Kiwanis-Club, und der Wohltätigkeits-Club „Round Table 250“ sowie der SV Rohrbach beteiligten sich ebenfalls, sagt Kuner: „Es tut gut zu sehen, dass es solche Menschen gibt.“

Info: www.facebook.com/trostpflaster.verein

Zwischenlager Kinderzimmer: Sinsheimer Stadtbücherei bereitet sich auf Umzug in die Sieber-Halle vor

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Von Christiane Barth

Sinsheim. Lesen verändert. Und die Art zu lesen verändert sich auch. Der bundesweite Trend, dass sich Bibliotheken immer mehr zum Aufenthaltsort entwickeln, ist auch in Sinsheim deutlich spürbar. Und die Stadtbibliothek verändert sich ebenfalls. Momentan sitzen die zehn Mitarbeiter gerade auf gepackten Kisten. Der Umzug von der Werderstraße in die neue Dr.-Sieber-Halle war gut geplant. Die Bibliotheksnutzer wurden zuvor aufgefordert, den Umzug zu unterstützen, indem sie ausleihen, was das Zeug hält.

„Die Besucher haben körbeweise Bücher mitgenommen“, freut sich Bibliotheksleiterin Daniela Kemmet. Von 34.000 Medien sind ganze 19.000 in Umlauf. Fast alle der 1100 Bilderbücher sind zwischengeparkt in den Kinderzimmern: All das ist Material, das gar nicht erst in Umzugskisten verpackt und dann wieder ausgepackt werden muss. Auch für die Leser lohnt sich das: Rückgabedatum ist erst der 15. Februar, obwohl die Stadtbibliothek ihre Pforten schon wieder am 19. Januar öffnet und sich beim Tag der offenen Tür der Dr.-Sieber-Halle neu präsentiert.

Dass sich das Format einer Bibliothek geändert hat – diesem Wandel wurde bei der Planung der Einrichtung bereits Rechnung getragen. „Wir haben mehr Raum für Menschen als für Bücher eingeplant“, sagt Kemmet. Die Bibliotheken entwickelten sich immer mehr zum Aufenthaltsort, zum Treffpunkt, an dem es erlaubt sei, „ohne die Verpflichtung, etwas zu konsumieren, ein paar schöne Stunden zu verbringen“.

Doch eine unerfreuliche Entwicklung muss die Bibliotheksleiterin ebenfalls zur Kenntnis nehmen. Die Bücherei hat Leser verloren. 5000 Nutzer waren noch im Bestand vor dem Umzug in die Werderstraße. Inzwischen sind lediglich noch knapp 3000 registriert. Woran das liegt? „Wir waren einfach zu klein“, erklärt Kemmet. Auch das einstmals breit gefächerte Angebot war nicht mehr im gleichen Umfang haltbar. Wenn sich die Bibliothek künftig Stück für Stück neu erfindet, profitierten die Leser außerdem von einem Bestseller-Service. Angesagte Titel seien dann doppelt im Bestand.

Nun aber freuen sich die Mitarbeiter darauf, im nächsten Jahr wieder „einen ganz normalen Job“ machen zu können und „wieder Zeit für die eigentliche Arbeit zu haben“, sagt Kemmet.

Zuvor gehen noch einige Veranstaltungen für Bücherwürmer über die Bühne: Beim Flohmarkt vom 19. bis 23. November, der noch in den Räumlichkeiten der Werderstraße angeboten wird, sollen die Medien verkauft werden, die den Umzug gar nicht erst mitmachen sollen. Dabei lasse sich so manches Schnäppchen ergattern. Die Bücherei-Leiterin spricht auch von einem „Schlussstrich“.

Weiter geht es am Donnerstag, 14. November, um 19 Uhr im städtischen Kulturquartier „Würfel“: Der Autor Oliver Pötzsch liest aus seinem neuen Roman „Der Lehrmeister“. Kemmet schwärmt jetzt schon von der Veranstaltung: „Der Mann ist ein richtiger Entertainer und bereits zum zweiten Mal zu Gast bei uns.“

Am 15. November präsentiert sich die Stadtbibliothek zum bundesweiten Vorlesetag in der Klima Arena um 18.30 Uhr, einer Veranstaltung für Kinder und Erwachsene. Ein Höhepunkt soll die Adventslesung am 3. Dezember in der Buchhandlung Doll um 19.30 Uhr werden. Zu Gast ist die Autorin Kerstin Müller. Ebenfalls in der Klima Arena findet das letzte Literaturcafé des Jahres statt: Die beliebte Veranstaltung am 14. Dezember ist allerdings bereits ausverkauft.

Neidenstein: Ein Wohnfahrrad für Obdachlose

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Von Berthold Jürriens

Neidenstein. Die obdachlose Frau, die es sich unter einer Brücke zwischen Heidelberg und Mannheim etwas wohnlich eingerichtet hat, wird wohl nie erfahren, dass sie der Auslöser für den Bau des „HomeCycle“ ist. „Ich habe diese Frau auf meinem Weg zur Arbeit im Sommer immer wieder gesehen und dachte mir, dass irgendwann auch die kalten Tage kommen“, erzählt Wolf Dietzel von der Idee eines Mikro-Wohnmobils für obdachlose Menschen. „Und wo schläft sie dann? Und was macht sie mit ihren ganzen Sachen“, lauteten weitere Fragen.

Gemeinsam mit seiner Familie, Verwandten und Freunden entwickelte sich zunächst in Gesprächen die Idee, wie man Obdachlosen ein Stück Zuhause schenken könnte. „Einfache Mobilität, ein Platz zum Schlafen und Stauraum für die wenigen Habseligkeiten“, zählt der gelernte Kfz-Mechaniker auf, der seit über 30 Jahren auch als Franchiseunternehmer aktiv ist. Zusätzlich baut er in seiner Neidensteiner Werkstatt alte Lieferwagen von diversen Paketzustellern in Foodtrucks um. „Gerade die Erfahrung mit dieser Arbeit und den verschiedenen verbauten Materialien haben mir natürlich bei der Idee des ,HomeCycle‘ geholfen.“ Auf Basis eines chinesischen Lastenrads, an dem eine zwei Meter lange Wohnkabine angeschweißt wurde, ist das Gefährt entwickelt worden, dessen Prototyp in sozialen Netzwerken schon Aufmerksamkeit erregt hat.

Dietzel hat sich umgehört bei Streetworkern und in der „Obdachlosen-Szene“, wo nicht jeder einen Schlafplatz in den entsprechenden Notunterkünften während der kalten Jahreszeit bekommt oder auch nicht möchte. „Mit dem kleinen Wohnmobil ist man geschützt vor Regen, man kann überall hinfahren und zum Übernachten fast jeden Ort nutzen.“

Am Prototyp, der trotz seines Aussehens leicht zu fahren ist, und in dem man wirklich bequem liegen kann, wie die RNZ selbst feststellen durfte, erklärt Dietzel die anfänglichen Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren. Von Antrieb über Schwerpunkt bis zum Gewicht habe man monatelang getüftelt und entsprechende Lösungen im Team entwickeln können. „Wenn das ,HomeCycle‘ in Serie geht, dann werden wir aber Leichtbaukunststoff verwenden.“ Die Fahrräder würden in der Werkstatt auch an die Richtlinien der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung angepasst. Zwar gebe es bereits faltbare Fahrradwohnwagen oder Wohnmobil-Anhänger für Fahrräder. Aber in dieser Form, wie sie der Neidensteiner „Allroundreparator“ entwickelt hat – und vor allem für diesen besonderen Zweck – gibt es sie noch nicht.

Ziel sei nun, so viele Modelle wie möglich zu bauen, um sie dann mittellosen Menschen, die sonst auf der Straße schlafen müssten, zur Verfügung zu stellen. „Es ist eine echte Herzensangelegenheit“, sagt Dietzel, der das Projekt auf der Crowdfunding-Plattform „Startnext.com“ angemeldet hat. „Als Einzelner kann man nicht viel gegen die unhaltbaren Zustände, unter denen die vielen Obdachlosen leben, tun.“ Gerade für eine Serienproduktion benötige man ein gewisses Kapital. „Und es kommt ja den Menschen zugute, die es wirklich benötigen.“

Kunststoff-Sandwichwände, Fenster, Tür und Aluprofile für die Wohnkabine kommen aus deutscher Produktion und könnten dann in entsprechender Menge günstiger bestellt werden. Die Basis-Lastenräder werden aus China importiert. „Vier Räder sollten es zu Beginn schon sein, um Zoll, Fracht und Steuern einzusparen“, haben Dietzel und sein Team ausgerechnet. „Aus Hamburg kam schon die Anfrage von einem Obdachlosenheim für dieses Wohnfahrrad.“

Verschiedene interessierte Sponsoren hätten sich bereits gemeldet, „aber größere Summen sind noch nicht geflossen“.

Sinsheimer OB kandidiert: "Der Apparat" will weiterlaufen

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Von Tim Kegel

Sinsheim. Manche Jüngere aus den Vereinen sagen „der Apparat“ zu ihm. Weil er in einer Feierlaune beim Bier den Satz geprägt hat: „Bedienung, machen Sie mir noch so einen Apparat!“ Wie Dietmar Hopp ihn nennt, ist nicht bekannt. Regelmäßig gingen Albrecht und der Mäzen zusammen essen, wissen Insider. Der Mäzen und seine Stiftung haben in jüngsten Jahren einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in Sinsheim investiert.

Auf Du und Du mit Menschen zu sein, ist ein nicht unwesentlicher Teil von Albrechts Stil. Das zeigte bereits Albrechts Wahlsieg im Jahr 2012 mit 77,2 Prozent der Stimmen. Damals hatten seine Vorgänger Horst Sieber und Rolf Geinert – mit dem dritten Autobahnanschluss, einem Bundesliga-Stadion und anderen Frequenzbringern – Wege geebnet und mit einigem Weitblick entschieden. Es habe ihnen, wie es damals hieß, an Volksnähe gefehlt. Albrecht dankte den Alt-OBs bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur im Gemeinderat. Er nennt Geinert „Rolf“ und Sieber „Horst“.

Freunde wie Kritiker sagen, dass Albrechts große Eigenschaft seine Zugänglichkeit sei, gepaart mit einem guten Gedächtnis. Seit Jahren schüttelt er Hände, merkt sich Namen, kocht „Filet-Topf Albrecht Art“ mit Senioren, übergibt Feuerwehr-Fahrzeuge, macht Baustellen-Touren mit dem Mountainbike, verabschiedet Putzfrauen in den Ruhestand. Albrecht kokettiert damit, ein Land-Ei zu sein und „einer von ihnen“. Das macht sich offenbar bezahlt: Als Albrecht jetzt seine erneute Kandidatur zum Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Sinsheim offiziell machte, ging der Facebook-Post binnen kürzester Zeit durch die Decke. „Jörg, Du machst das“, hieß es. Und: „Wir hätten Dich auch gern.“ 86 Mal hieß es das. 17 000 Stimmen ließen den 51-Jährigen bei der letzten Kommunalwahl für die CDU in den Kreistag einziehen. Auch 2020 gilt seine Wiederwahl als so gut wie sicher. Ein Gegenkandidat ist im Moment nicht in Sicht.

Im OB-Wahlkampf 2020 will Albrecht, wie 2012, als unabhängiger Kandidat antreten. Eine große Kampagne sei nicht geplant. Seine Frau, verrät er, würde zu ihm sagen, dass er „keinen Wahlkampf machen“ müsse, da er seit acht Jahren sowieso im Wahlkampf sei. Während er sagt: „Ich brauch’ das“ und „ich lieb’ das“ und andere über ihn sagen, dass er einer sei, der geliebt werden will.

Und hört man, dass Albrecht am Tag „im Durchschnitt zwischen fünf und sieben Termine“ hat – an Wochenenden oft das Doppelte davon – dann bekommt „Apparat“ noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Er habe einen Hang zum Exzessiven. Einige, die es gut mit ihm meinen, sagen, dass er sich „auch mal schonen“ müsse.

Bislang tat er’s nicht: Hauptschulabschluss, Abitur, Studium, Kämmerer, Bürgermeister, Oberbürgermeister: Albrecht sei jemand, der klare Ziele verfolge, wissen Stadträte. In der Sache könne er – ein Museumsleiter-Ehepaar und die Chefs der Volkshochschule mussten dies erfahren – auch mal knallhart sein. Gegen anfängliche Kritik hat Albrecht als eine der ersten Amtshandlungen die Stelle des Beigeordneten durch zwei Dezernenten ersetzt. Albrecht habe gern das Heft in der Hand und fähige Zuarbeiter: Das Dreierteam aus ihm, Baudezernent Tobias Schutz und Kämmerer Ulrich Landwehr wird mit Überschwang gelobt, etwa wie es Zuschüsse generiert, Ansiedlungen ermöglicht und Häuser und Grundstücke kauft, um „die Hand drauf zu haben“. Speziell Schutz sei eine „Maschine“. Auf Sitzungen formuliert er auch kurz vor Mitternacht noch druckreif. Rechner Landwehr würzt Haushaltsreden gern mit trockenem Humor. Seit mehreren Jahren hat Sinsheim Schulden abgebaut, der Schuldenstand liegt trotzdem bei etwas über 20 Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Kritik höre Albrecht nicht so gern. Sie kommt eher spärlich und – wie übrigens bei seinen beiden Vorgängern auch – hauptsächlich beim Thema Verkehr. Auch habe der leidenschaftliche Mountainbiker bislang wenig für innerstädtischen Fahrradverkehr übrig gehabt. Dass er lieber Kirchweih-Feste und Sportveranstaltungen als die Oper besucht – auch dies kreiden manche ihm an – hieraus macht Albrecht keinen Hehl. Feuerwehrhäuser und Mehrzweckhallen sind ihm näher als interkulturelle Treffs, Fleischkäse hat er lieber als Tofu-Bratlinge.

Das alles weiß Albrecht und reagiert: „Verkehr“, sagt er, will er zu einem bestimmenden Thema seiner zweiten Amtszeit machen. Erstmals habe das Rathaus zur Zeit ein ganzheitliches Verkehrsgutachten für ein Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Zweiter Schwerpunkt: „Klimaschutz und energetische Sanierungen“. Wahltag ist am 2. Februar 2020.

Siegelsbach: Auf dem "Muna"-Gelände ist die Zeit stehengeblieben

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Von Falk-Stéphane Dezort

Siegelsbach. Er ist geschützt wie kaum ein anderer Wald. Meterhohe Zäune mit Stacheldraht trennen ihn von der Außenwelt. Am großen Eingangstor gibt Oliver Pumm einen mehrstelligen Zahlencode ein und öffnet unter lautem, metallischem Quietschen das Gitter des ehemalige „Muna“-Geländes: Die Reise in die Vergangenheit beginnt.

Humus, Harz und Holz: Ein typischer Waldduft steigt in die Nase. Der Boden ist feucht und das Laub rutschig. Noch in der Nacht hatte es geregnet. Die Sonne, die fleißig strahlte, schaffte es nur minimal durch die dichten Baumkronen bis zum Boden.

Noch bis Jahresende ist Pumm der „Herr“ dieses Waldes. Er betreut als Revierförster im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) das rund 175 Hektar große Areal. An einem lauen Herbstnachmittag geht es mit Pumm auf einen Rundgang über das abgesperrte und für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Gelände. Nicht häufig bekommt ein Reporter die Möglichkeit, sich auf einem ehemaligen Munitionslager nahezu nach eigenem Gusto umzuschauen. Etwas Aufregung schwingt mit. Nur die Wenigsten wissen, was in dem geheimen Atomwaffenlager überhaupt hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen ist.

Auf dem ehemaligen „Muna“-Gelände ist die Zeit stehengeblieben. Wo einst US-amerikanische Atomsprengköpfe lagerten und emsiges, aber streng geheimes Treiben herrschte, ist es längst menschenleer. An den meisten Tagen im Jahr wird der Wald sich selbst überlassen. Graffiti oder leere Getränkeflaschen in der heruntergekommenenden alten Sporthalle zeugen allerdings von unbefugten nächtlichen Besuchern.

Nach der vollständigen Räumung der Liegenschaft vor rund zehn Jahren, erobert sich die Natur langsam aber sicher ihr Territorium zurück. Unkraut wächst durch die kleinen Lücken zwischen den Betonplatten der ehemaligen Fahrzeug-Stellflächen vor einer Lagerhalle. Äste schlängeln sich durch zerborstene Glasscheiben, und die verlassenen Militärhäuser bieten zahlreichen Spinnen und anderen Lebewesen einen perfekten Lebensraum. Das Rascheln im Unterholz ist allgegenwärtig. „Rehe und Wildschweine fühlen sich hier sehr wohl, weil sie ihre Ruhe haben“, sagt Pumm. Hin und wieder geht er aber auch auf die Jagd, damit die Population nicht unkontrolliert wächst. Und auch Zäune flicken, wenn die Wildschweine wieder eine Erkundungstour auf angrenzende Äcker unternommen haben.

„Das Gebiet ist sehr artenreich“, freut sich Pumm. Hirschkäfer und Gelbbauchunken haben sich neu angesiedelt. Ehemalige Bunker, von Moos und Laub bedeckt und nur anhand ihrer offenen Tore zu erkennen, sollen Fledermäusen als Höhlen dienen, erklärt der Fachmann.

Im Geländewagen geht es entlang der Wirtschaftswege durch den dicht bewachsenen Wald. Auf einmal bremst Pumm und steigt aus. Nach einer kurzen Tour durch Matsch und über vermoderndes Totholz öffnet sich im Dickicht ein riesiger Krater. Die Folge einer Fliegerbombe. Bevor US-Truppen einmarschierten, nutzte die Reichswehr das Areal als Munitionsanstalt – für alliierte Bomber ein wichtiges Ziel. Auch 74 Jahre nach Kriegsende sind die Folgen noch deutlich zu erkennen, wenngleich auch hier wieder Bäume und Sträucher wachsen. „Es gibt immer noch Verdachtsmomente, dass noch Kampfmittel auf dem Gelände liegen“, sagt Pumm und schiebt zur Erleichterung direkt hinterher: „Hier ist die Bombe ja hochgegangen. Hier liegt nichts mehr.“ Pumm lacht, aber der Weg zurück zum Auto ist plötzlich gefühlt sehr viel gefährlicher.

Auf einer Lichtung ein paar hundert Meter weiter ragt wie ein Zepter ein alter Wachturm in die Höhe. Über eine dunkle, enge Stahlwendeltreppe geht es hinauf, dann eröffnet sich ein atemberaubender Rundum-Blick auf einen rund 30 Hektar großen Solarpark. 2010 war ein Industriepark für Umwelttechnologie mit Anlagen für Solarstromgewinnung, Biomasse und Windkraft angedacht. Einzig der Solarpark wurde umgesetzt. Einschusslöcher in dem Sicherheitsglas des Turms lassen nur annähernd vermuten, was auf dem Gelände alles passiert ist.

„Er ist wie kein anderer“, betont Pumm auf die Frage, was das Besondere an dem Wald auf dem „Muna“-Gelände ist. Vieles ist hier sich selbst überlassen; Totholz bleibt einfach liegen. „Die forstlichen Eingriffe sind hier deutlich eingeschränkt.“ Allein schon wegen der Kampfmittel. „Ich kann zur Verjüngung nicht einfach einen Spaten nehmen.“ Das Risiko, auf einen Blindgänger zu stoßen, ist zu groß.

Auf dem Weg zurück zum Eingang erklärt der Förster, dass das Areal immer mehr zu einem naturnahen Wald entwickelt werden soll. Dazu gehört auch der Rückbau der Gebäude in der ehemaligen US-Housing-Area, in denen die Polizei jahrelang Sondereinsätze und weitere Ernstfälle trainierte. Auch die asphaltierten Wege werden zurückgebaut. Vor allem Eiche und Buche sollen weiterhin gefördert werden. Hierbei steht in der forstlichen Nutzung der Erhalt von Alt- und Totholz im Vordergrund. Weiterhin wird der Strukturreichtum gefördert. Die alten Laubwaldbestände sollen langfristig seltenen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum erhalten bleiben, jüngere Wälder mit Nadelholz sollen zu naturnahen Mischwäldern aus Eiche und Buche entwickelt werden.

Am Ausgang angekommen, öffnet sich das Tor nach dem passenden Zahlencode erneut. Wieder quietscht es, und der Wald ist wieder hinter Schloss und Riegel.

Knigge-Trainer Wolfgang Rau: Das "Proleten-Besteck" gehört nicht neben den Teller

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Sinsheim. (abc) Welche Gabel und welches Messer nehme ich denn jetzt? Und wohin mit der Serviette, wenn das Essen kommt? Diese Fragen mag sich wohl schon fast jeder gestellt haben, der ein edles Restaurant besucht hat – sei es anlässlich eines runden Geburtstages oder auch zu einer Firmenfeier. Antworten hierauf hat der Knigge-Trainer Wolfgang Rau in der städtischen Musikschule bei einem Volkshochschul-Vortrag rund um wesentliche Tisch- und Restaurant-Sitten geliefert.

„Fast überall lauern Fettnäpfchen“, warnte der auch als Unternehmensberater, Verkaufstrainer und Sport-Coach tätige Rau gleich zu Beginn. Denn in der Tat gebe es für fast jede Verhaltensweise feste Regeln. So weit, dass der Mann der Dame die Tür aufhält, wenn man die Lokalität betritt, reichte das Grundwissen guten Benehmens der rund 20 Zuhörer noch. „Allerdings ist diese Regelung heute nicht mehr zwingend.“ Sie diente früher dazu, die Dame vor unliebsamen Überraschungen und Rempeleien zu schützen, erklärte Rau. Im Geschäftsleben gehe, unabhängig vom Geschlecht, dagegen immer der Gastgeber voran. Doch bereits weit vorher hätte man sich dem Knigge-Trainer zufolge kräftig blamieren können. „Mit der Reservierung kommt ein Vertrag zwischen ihnen und dem Restaurant zustande“, betonte Rau und riet den Zuhörern, immer möglichst frühzeitig Bescheid zu geben, wenn ein zuvor gebuchter Tisch wider Erwarten doch nicht benötigt wird. Nutzt man den reservierten Tisch in einem edlen Restaurant wie geplant, muss man ihn nicht suchen. „Warten Sie bitte im Eingangsbereich, bis das Servicepersonal Sie zu ihrem Tisch begleitet“, empfahl Rau. Wird ein Aperitif gereicht, sollte dieser aber nicht mit an den Tisch genommen werden. Braucht man das Personal, sollte man dieses nicht mit einem energischen „Fräulein!“ oder „Herr Ober!“ zu sich rufen. Eine dezente Geste reicht meist aus, um die Aufmerksamkeit der entsprechend geschulten Mitarbeiter zu erregen. Diese kommen automatisch an den Tisch, um die Bestellung aufzunehmen, sobald die Speisekarte zugeklappt wurde. Werden die georderten Speisen an den Tisch gebracht, beginnt in der Regel der Gastgeber, gleich welchen Geschlechts, mit dem Essen – es sei denn, er fordert explizit zum Gegenteil auf. Es muss nichts erwidert werden, das althergebrachte „Guten Appetit!“ ist allenfalls noch im privaten Rahmen gebräuchlich.

Für den „Gruß des Hauses“, in der Regel Weißbrot mit schmackhaftem Aufstrich, wird ein separater Teller nebst Messer gereicht und beim Servieren des ersten Ganges wieder abgeräumt. Für jeden Gang steht eigenes Besteck zur Verfügung, das jeweils von außen nach innen zum Teller hin aufgenommen wird und bei Beendigung des Ganges auf dem Teller verbleibt. Mit den Fingern verzehrt werden dürfen ausschließlich Kanapees und so genanntes Fingerfood, hierzu werden Papierservietten gereicht. Unabhängig davon sollte die Kleidung stets dem Anlass angepasst sein. Ein Jogginganzug wäre also im Konzertsaal deplatziert. Baseballkappen, Hüte und Mützen werden beim Betreten des Restaurants abgenommen, für Handtaschen gibt es mittlerweile spezielle Halterungen. Und das „Proleten-Besteck“ – Sonnenbrille, Portemonnaie, Auto- und Hausschlüssel – hat auf dem Tisch nichts zu suchen. Reden beim Essen ist ausdrücklich erlaubt.

Linkshänder dürfen durchaus das Besteck vertauschen, sollten aber nicht das gesamte Gedeck „umbauen“. Bei Banketten wird nicht angestoßen, kleine Suppentassen dürfen ausgetrunken werden, und am Buffet gilt es, drei Regeln zu beachten: Den Teller nicht überfüllen, gebrauchte Gläser, Tassen und Teller nicht wieder mit zum Buffet nehmen, die Serviette nicht auf dem Stuhl, sondern links neben dem Teller liegen lassen. Und bezahlen tut heutzutage letztendlich immer jene Person, die eingeladen hat. Das kann also durchaus auch die Dame sein. „Die letzte Falle“, sagte Rau, „lauert beim Bezahlen“. Während in Dänemark oder der Schweiz Trinkgeld unüblich ist, sind in Deutschland, Österreich oder Frankreich fünf bis zehn Prozent angemessen.


Rüdiger Hoffmann in Bad Rappenau: Nicht für alle war "alles Mega"

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Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Während vor der Tür der Regen in Strömen vom Himmel fiel, strömten mehr als 400 Besucher ins Kurhaus. Mit einem Wein in der einen und einer Brezel in der anderen Hand nahmen die Gäste in voller Erwartung an einen unterhaltsamen Abend auf ihren Stühlen Platz. Mit seinem inzwischen 13. Bühnenprogramm „alles Mega“ gastierte der Kabarettist und Musiker Rüdiger Hoffmann vor ausverkauftem Haus in der Kurstadt. Unter zunächst tosendem Applaus betrat der 55-Jährige die Bühne und setzte mit seinem Klassiker „Ja hallo erstmal. Ich weiß nicht ob sie’s schon wussten“ den Startschuss für den ersten Teil seines rund zweistündigen, phasenweise mitunter platten Gag-Feuerwerks.

Von einem Schnitzel-Essen mit einem Veganer ging er über zu einer Geschichte über sein Sexleben. „Bei mir ist alles Mega ... ja, wirklich.“ Zusammen mit seiner Bekannten sei er im Swingerclub gewesen. Dresscodes seien ihm ein Fremdwort, so könne es schon mal vorkommen, dass der Tanga falsch herum angezogen werde. Generell habe er aber ohnehin nur den Blick für einen UHD-Fernseher, auf dem er sich die Formel 1 angeschaut habe, gehabt. Dass die TV-Couch schon von einem Pärchen besetzt gewesen war, habe ihn nicht gestört. Erst als die Experteninterviews gesendet wurden, musste er das rhythmische Klatschen seiner Couchgäste unterbinden. Seine Bekannte hingegen schwärmte mit zwei Männern ihm Arm von einem Sandwich, das er wohl noch probieren müsse.

Mit seinen Ausführungen vom Swingerclub, von einer Fetisch-Party und von einem Ausflug in einen Sadomaso-Club – „In einem Raum wurde ein Mann von einer Frau verprügelt. Vielleicht hat er den Müll nicht rausgebracht“ – gelang es Rüdiger Hoffmann Bilder in den Köpfen der Zuhörer zu erzeugen – die manchen wohl lieber erspart geblieben wären. Dabei wandelte Hoffmann manches Mal am Rand des guten Geschmacks.

In sein Programm baute der wortgewandte Ostwestfale auch aktuelle Reizthemen der Gesellschaft wie Wohnungsnot und Nachhaltigkeit ein. „Wir leben jetzt nachhaltig“, verkündete er. „Wir schmeißen gar nichts mehr weg. Wir haben nicht mal eine Biotonne.“ Nach einer gewissen Zeit schmecke der Eintopf aus Kartoffelschalen, Walnüssen, Himbeer-Joghurt und Käserinde exzellent. Und während andere, die ein Kaninchen überfahren haben, einfach abhauen, nehme er es einfach mit. „Mit Rosmarin. Lecker. Die Gäste haben nichts gemerkt.“ Gerade beim Urlaub könne man leicht 66 Prozent CO2 einsparen. „Ich fliege einfach allein.“ Und in puncto Medizin müsse man einfach Mutter Natur vertrauen. „Warum nehmen wir uns Extrawürste heraus?“ fragte Hoffmann. „Wenn ich das Wort Reha schon höre. Warum gibt man sich nicht mit einem Hinkefuß oder einem Arm weniger zufrieden? Der Mensch ist doch ein nachwachsender Rohstoff.“

Nach der Pause berichtete Hoffmann noch von seinem „schwerstkranken“ Sohn Benny. „Er hat Pubertät.“ Bei seinen Erzählungen über Selbstbefriedigung, der ersten Liebe und des Stimmbruchs sah man so manche Eltern zustimmend den Kopf nicken. Beim Part über Super-Diäten und vieler Witze auf Kosten dicker Menschen griff Hoffmann, der am Klavier auch immer wieder Liedbeiträge einstreute, auch in die eher unteren Schubladen.

Nach rund zwei Stunden und zweier Zugaben ging Rüdiger Hoffmann letztendlich von der Bühne. Am Ende war aber nicht für alle „alles Mega“. Die Meinung gingen beim Publikum auseinander. Von „ein klasse Auftritt“ über „ganz okay“ bis hin zu „so platt war er noch nie“ war alles dabei. „Sein Humor ist einfach besonders“, meinte hingegen Eva Sauer, die in Bad Rappenau zum 20. Mal einen Auftritt von Hoffmann besucht hat.

Epfenbach: Endlich schnelles Internet

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Epfenbach. (rnz) Vom „nächsten Schritt ins digitale Zeitalter“ spricht das Internetunternehmen Breitbandversorgung Rhein-Neckar (BBV) in einer Pressemitteilung, zuvor muss aber noch kräftig gebuddelt werden – analog mit Bagger und wohl auch noch mit etwas Muskelschmalz. Mit dem offiziellen Spatenstich für das BBV-Glasfasernetz feierten das Unternehmen und die Gemeinde jetzt den Beginn der Arbeiten.

Die Tiefbauarbeiten sollen laut der BBV je nach Witterung etwa zwölf Monate dauern. Das Unternehmen wird dann rund 660 Haushalte und Gewerbebetriebe sowie öffentliche Einrichtungen an sein Netz anschließen. Die Investitionen für das Glasfasernetz in Höhe von 1,6 Millionen Euro übernimmt die BBV. Im Sommer des letzten Jahres hatten sich die Epfenbacher im Rahmen der Vorvermarktung für die Glasfaser entschieden.

Wir haben etwas warten müssen. Das Ziel ist jetzt in Sichtweite. Für uns alle sowie die öffentlichen Einrichtungen ist dieses Netz ein wichtiger Schritt in die digitale Zukunft. Epfenbach wird nach dem Ausbau zu den Kommunen mit den besten und schnellsten Breitbandanbindungen in der gesamten Region gehören. Ohne die vielen Bürgerinnen und Bürger sowie die Vereine, die sich im vergangenen Jahr so engagiert für die Zukunftstechnologie Glasfaser eingesetzt haben, wäre das heutige Ereignis nicht möglich gewesen“, sagte Bürgermeister Joachim Bösenecker. Zudem dankte er der BBV für ihr Vertrauen.

BBV-Regionalleiter Robert Link dankte den Epfenbachern für ihre Geduld: „Die Ausbauplanungen haben durch einige für uns vorher nicht absehbare Ereignisse länger als erwartet gedauert.“ Ursprünglich hätte der Ausbau früher beginnen sollen: Es hatte aber einiges an Zeit gekostet, bis die Verträge mit dem Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar, von dem die BBV die bereits verlegten innerörtlichen Leitungen übernimmt, unterschriftsreif waren. Link bat außerdem um Verständnis, dass es während der Arbeiten an der ein oder anderen Stelle etwas „haken“ könnte. „Lassen Sie uns nun positiv nach vorne in eine Glasfaserzukunft schauen“, schloss er.

Beim Ausbau in Epfenbach will die BBV laut eigener Aussage eventuelle Beeinträchtigungen und Störungen für Anwohner zeitlich so kurz und gering wie möglich halten. So nehme der von der BBV beauftragte Generalunternehmer bereits vor Baubeginn mit jedem Hauseigentümer Kontakt auf, um mit diesem die erforderlichen Arbeiten abzusprechen. Für Informationen schaltet die BBV im Internet außerdem einen Info-Blog frei. Hier erfahren Anwohner rund zwei Wochen vor den Baumaßnahmen, wann diese bei ihnen beginnen.

Helmstadt-Bargen: Ölbehälter im Wald entsorgt

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Helmstadt-Bargen. (tw) Unbekannte haben einen Ölbehälter und noch andere Abfälle in einem Waldstück abgeladen – und das auch noch direkt unter einem „Schutt und Müll abladen verboten“-Schild.

Im Rahmen der Fragerunde bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung machte eine Bürgerin auf die illegale Müllablagerung am Waldrand aufmerksam. Dabei handelt es sich um Grünschnitt und Gartenabfälle, aber auch um eine Plastikwanne und einen Ölbehälter, der sogar noch ölige Masse enthält. Ob sich noch weitere, umweltschädliche Bestandteile in dem Haufen befinden, muss noch geklärt werden.

Ortsvorsteherin Nazan Strauß bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Wer entsprechende Beobachtungen zu den Müllablagerungen gemacht hat, wird gebeten, die Gemeindeverwaltung zu informieren. Die Stelle befindet sich am Eingang des Walddistrikts „Innewald“ auf Bargener Gemarkung direkt an einem beliebten Rundwanderweg durch den Gemeindewald.

A6 bei Sinsheim: Bremsmanöver führt zu Auffahrunfall

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Sinsheim. (pol/mare) Am Montagmorgen gegen 6 Uhr hat ein unbekannter Autofahrer durch ein möglicherweise unnötiges Bremsmanöver auf der Autobahn A6 bei Sinsheim einen Auffahrunfall verursacht. Das berichtet die Polizei.

Der Unbekannte fuhr mit seinem dunkelblauen VW Lupo an der Anschlussstelle Sinsheim auf die A6 Richtung Heilbronn auf. Als er vom Beschleunigungsstreifen auf den rechten Fahrstreifen wechselte, bremste er aus bislang nicht bekannten Gründen bis zum Stillstand ab. Ein 26-jähriger Golf-Fahrer, der hinter ihm fuhr, musste dadurch ebenfalls eine Vollbremsung machen.

Ein 63-jähriger Mercedes-Fahrer, der zu der Zeit auf dem rechten Fahrstreifen fuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr auf den Golf auf. Dabei entstand ein Sachschaden in Höhe von 5000 Euro, verletzt wurde niemand.

Der unbekannte Lupo-Fahrer fuhr daraufhin davon, ohne sich weiter um das Geschehen gekümmert zu haben.

Zeugen, die den Unfall beobachtet haben und/oder Hinweise zu dem unbekannten Lupo geben können, werden gebeten, sich unter Telefon 06227/358260 beim Verkehrskommissariat Walldorf zu melden.

Waibstadt: Kerweumzug mit Motivwägen begeisterte Zuschauer (plus Fotogalerie)

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Von Christian Laier

Waibstadt. Es war bereits der 30. Kerweumzug, den die Stadt am vergangenen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein gefeiert hat. Viele Einheimische und auswärtige Gäste säumten die Straßen, als sich der Umzug seinen Weg durch die Hauptstraße bahnte. Die Mühen des „Kerweteams“, das sechs Wochen lang täglich an den Motivwägen gebaut hatte, wurden mit einem großen Applaus der Zuschauer belohnt.

„Kerweschlumbl“ Ekaterina thronte, begleitet von Bürgermeister Joachim Locher, Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Rieser und dem „Kerwepfarrer“ Thomas Kaiser, auf ihrem eigenen Wagen. Kaiser las nach dem Umzug traditionell vom Vorplatz der Stadtpfarrkirche aus die „Kerwereden“ vor. Dabei ging es wie immer um die Missgeschicke von Waibstadter Einwohnern im vergangenen Jahr. Diese wurden zur Freude der Zuhörer glossiert präsentiert und sorgten für einige Lacher.

Da gab es zum Beispiel einen Familienvater, der eine Maus im seinem Wohnzimmer entdeckt hatte und diese mit seinem Gewehr erschoss. Das führte allerdings dazu, dass das verspritzte Blut der Maus im Rahmen einer größeren Putzaktion von der Wand entfernt werden musste.

Eine andere Anekdote betraf ein Mitglied des örtlichen Fußballvereins, das ehrenamtlich mit einem Spindelrasenmäher den Sportplatz pflegt. Der Mann brachte sein Arbeitsgerät zum örtlichen Bauhof, weil der Motor beim Mähen besorgniserregend gestottert hatte. Dort stellte man fest, dass der fleißige Platzwart versehentlich Benzin anstatt Diesel getankt hatte.

Eine andere kuriose Geschichte betraf eine örtliche Gaststätte, der das Bier ausgegangen war. „Frogt immer, wenn ihr in ä Wärtschaft geht, ob noch genug Biervorrat besteht“, gab Thomas Kaiser den Kerwegästen einen wertvollen Ratschlag. Aber auch über einen Mann, der seine Frau beim Ausparken auf dem Parkplatz eines Baumarktes vor lauter Aufregung über einen anderen hupenden Verkehrsteilnehmer vergessen hatte, berichtete Kaiser. Der Mann bemerkte das Fehlen der Gattin jedoch nach kurzer Fahrt und kehrte reumütig zurück.

Eine weitere lustige Geschichte war die eines Mannes, der mit der Unterstützung seiner Freunde in seine neue Wohnung umziehen wollte. Mit allen Möbeln am neuen Wohnhaus angekommen, konnte die Wohnungstür mit dem Schlüssel nicht geöffnet werden. Nach Rücksprache mit der Vermieterin stellte sich heraus, dass sich die neue Wohnung im Nachbarhaus befand.

Außerdem ging es um einen schmerzhaften Feuerwehreinsatz. Den erlebte ein Waibstadter Feuerwehrmann. Auf dem Weg zum Einsatz stieg er in das Auto eines Feuerwehrkameraden, um schneller zum Feuerwehrhaus zu kommen. Dabei gab der Fahrer schon Gas, bevor der Fuß des Kameraden im Auto war. Das Engagement bei der Feuerwehr endete in diesem Fall mit Brüchen von Knöchel und Fußzehe sowie einem Bänderriss.

Eine andere Geschichte war der geplante Einbau eines Aufzugs, um ein Haus barrierefrei zu gestalten. Allerdings war der vorbereitete Schacht zu eng, sodass die Wände mühsam bearbeitet werden mussten und der Fahrstuhl am Ende doch noch eingebaut werden konnte.

Die letzte Anekdote betraf zwei Freunde, die eine Kneipentour unternahmen. Auf dem Heimweg stützten sich beide am gleichen Lenker eines Fahrrads. „Uff oimol dunne sich dem Oi sei Fieß verknote un schun geht’s Richtung Bode“, liest der Kerwepfarrer vor. Nach der Aktion hatte der Fahrradfahrer eine Platzwunde am Kopf und der Andere schmerzende Rippen und ein verlorenes Handy. Den Abschluss des Umzuges bildete der Traktor eines Landwirtes, der auf kreative Weise eine Partnerin sucht und ein liebevoll gestaltetes Schild mit der Aufschrift „Bauer sucht Frau“ an seinem Traktor angebracht hatte.

Der Artilleriebund „St. Barbara“ hatte mit einem Böllerschuss den Start des Umzuges eingeleitet. Für die abwechslungsreiche musikalische Unterhaltung sorgten die Feuerwehrkapelle, der Musikverein und die SFZ BigBand. Die Ministranten verteilten Käsekuchen und kleine Saftbeutel. Außerdem verschenke die Waibstadter „Destille“ Schnaps. Mit einem eigenen Wagen waren jeweils der Städtische Kindergarten, der Lotus-Club, der Seniorenchor des Männergesangvereins „Sängerkranz“ und der Artilleriebund vertreten. Ebenso liefen Gruppen des Schützenvereins, der Kraichgau-Biker, des Turnvereins und der Sportgemeinschaft beim Kerweumzug mit und erfreuten die Zuschauer.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Rainer Götz, der jeden einzelnen Motivwagen erläuterte. Bürgermeister Joachim Locher gratulierte anschließens dem Kerweteam zum Jubiläum und bedankte sich für den unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz seiner Mitglieder.

Sinsheim: Neuer Kopf an der Spitze des Technischen Hilfswerks

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Von Tim Kegel

Sinsheim. Neuer Kopf an der Spitze des Sinsheimer Technischen Hilfswerks: Der Reihener Patrick Bräunling ist ein „Alter Hase“ in den Retter-Kreisen rund um die Große Kreisstadt und gut in der Szene vernetzt. Der 39-Jährige tritt an die Stelle von Olaf Balzer als Ortsbeauftragter, der im August 2018, kurz nach der Einweihung des neuen THW-Domizils in der Neulandstraße, plötzlich verstorben war.

Ein Ehrenamt beim THW gilt als anspruchsvoll, fordernd, zeitaufwendig. So stellte es Clemens Heck dar, der als Leiter des THW in Neckargemünd die Sinsheimer Behörde seit dem Tod von Balzer kommissarisch unter sich hatte und sich als „Headhunter“ auf die Suche nach Ersatz gemacht hatte. Nicht jeder, der es sich zutraut, kann eine THW-Abteilung leiten, schilderten Regionalstellenleiter Markus Jaugitz und Landesbeauftragter Dietmar Löffler zuvor. Die Einsätze können bundes- und auch weltweit stattfinden, erfordern Erfahrung und Koordinationstalent, Sinsheim habe noch die Spezialität eines unfallträchtigen Autobahnabschnitts zu bieten. So sieht es aus.

Das THW ist trotz seiner ehrenamtlichen Struktur außerdem eine Bundesbehörde. Es sei unabdingbar, dass man als deren Leiter „ein gerüttelt Maß an Bürokratieunerschrockenheit“, Stressresistenz und Belastbarkeit mitbringe. Und dass viele von der „Blaulichtfamilie“ sprechen, hat weniger mit Pathos zu tun als mit der Tatsache, dass THW-Mitglieder viel Zeit mit einander verbringen und Extremsituationen sie zusammenschweißen.

Bräunling ist Single. Er zählt zum Inventar des Roten Kreuzes in der Rhein-Neckar-Region. Durchs DRK hat Bräunling Erfahrung mit Großlagen und komplexen Einsätzen im Katastrophen- und Zivilschutz. Von einer „Idealbesetzung“ ist die Rede beim THW, um auch die Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen, Stadtverwaltung, Landkreis und Polizei „weiter voran zu bringen“. Lange Zeit war Bräunling im Katastrophenschutz des Roten Kreuzes tätig. Ein guter und herzlicher Kontakt zum THW, sagt er, war bereits im Jahr 2015 entstanden, als beide beim Einsatz in der Halle 6 der Messe Sinsheim beteiligt waren, die damals als Flüchtlings-Erstaufnahmezentrum genutzt wurde.

Dort lernten sich Bräunling, der damals den Einsatz koordinierte, und THW-Mann Heck näher kennen. Im Hauptberuf ist Bräunling IT-Administrator. Er sitzt außerdem im Ortschaftsrat von Reihen. Das THW Sinsheim habe Bräunling gut aufgenommen, auch bei den Mitgliedern ist der Reihener kein Unbekannter. Als Antrittsgeschenk gab es unter anderem „Nervennahrung“ – eine Magnum-Packung Gummibärchen. Dem DRK will Bräunling treu bleiben, wenn auch im zweiten Glied. Seine Wahl war einstimmig erfolgt. Bräunling selbst sagt, dass „ein außergewöhnliches Team am Werk“ in der Neulandstraße sei und er sich von Anfang an sehr wohl gefühlt habe.

Die Arbeit des THW unterscheidet sich deutlich von Feuerwehr-Einsätzen. Bei Unfällen auf der A6 rückt es zumeist später an, etwa dann, wenn es um die Bergung und Räumung von Unfallwracks mit schwerem Gerät oder die großflächige Ausleuchtung des Einsatzgebiets geht. Auch nach der Schlammlawine, die nach einem Gewitter in Sinsheim-Dühren Höfe und Straßen flutete, war das THW im Einsatz.

Zuschauer-Attacke: So geht es nach dem Trainer-Rücktritt bei Türk Gücü Sinsheim weiter

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Von Rainer Ohlheiser

Sinsheim. Nach einem tätlichen Angriff durch einen eigenen Zuschauer hat Volker Keitel das Traineramt beim Fußball-Kreisligisten Türk Gücü Sinsheim sofort niedergelegt. Seitens der Vereinsführung bedauert der Spielausschussvorsitzende Osman Aydin diesen Schritt sehr, kann ihn jedoch nachvollziehen. „Es tut mir sehr leid, was passiert ist, und es schmerzt arg. So ein Verhalten dieses Zuschauers, der einen Platzverweis erhalten soll, kann nicht toleriert werden“, sagt Aydin und ergänzt: „Wir entschuldigen uns auf diesem Weg nochmals bei Volker. Mit einer solchen Eskalation hatten wir nicht gerechnet, sonst hätten wir rechtzeitig eingegriffen.“

Aydin und die TG hatten versucht, Keitel umzustimmen – vergebens. Der Entschluss müsse so akzeptiert werden. „Es ist sehr schade, dass wir uns so trennen müssen. Das Verhalten des Zuschauers hat alles zunichte gemacht und den Ruf unseres Vereins in Mitleidenschaft gezogen. Wir wollten demnächst mit Volker verlängern, und er hatte uns bereits signalisiert, auch weitermachen zu wollen“, erklärt Aydin.

Der Spielausschussvorsitzende blickt auf erfolgreiche eineinhalb Jahre des Wirkens von Keitel bei Türk Gücü Sinsheim zurück. Keitel führte die Mannschaft auf Platz drei in der Kreisklasse A und über die Relegation in die Kreisliga. „Wir waren bei der Übernahme des Traineramtes eine zusammengewürfelte Truppe, und Volker hat uns weit gebracht. Er hat uns spielerisch viel beigebracht und auch in puncto Dynamik und vor allem auch Disziplin. Auch die Zuschauer hat er dazu gebracht, dass alles ruhiger geworden ist. Wir haben uns voll auf ihn eingestellt und ihm alles besorgt, was er benötigt hat. Alles lief sehr harmonisch.“

Wie es jetzt sportlich weitergeht? Bis zur Winterpause werden Tarek Aydin und Imad Mohamed als Spielertrainer die Betreuung der Mannschaft übernehmen. Dann soll nach einem neuen Trainer Ausschau gehalten werden. „Am liebsten wäre mir wieder ein deutscher Trainer, der zu uns passt. Wenn jemand Interesse hat, kann er sich gerne bei mir melden. Ich hoffe, es geht jetzt nicht die Angst um, dass so etwas wie letzte Woche öfter passiert.“

Den Spielern der ersten Mannschaft habe man im ersten Match nach Keitel angemerkt, dass es nicht wie sonst gelaufen ist. 2:4 hieß es am Ende des Heimspiels gegen den VfB Epfenbach. „Der ein oder andere schleift die Sache mit sich herum und konnte daher nicht seine normale Leistung abrufen. Ich hoffe, dass wir uns wieder fangen. Wenn wir aus den restlichen drei Spielen bis zur Winterpause noch drei Punkte holen, dann wäre es soweit in Ordnung.“

Was die zweite Mannschaft betrifft, so spielt der Vorstand mit dem Gedanken, das Team abzumelden. „Wir schauen uns jetzt die restlichen Spiele bis zur Winterpause noch an. Wenn sich von den Spielern aus nichts tut, dann wird abgemeldet. Wir müssen es nicht mit aller Gewalt durchboxen, weiterhin im Spielbetrieb zu bleiben und teilweise mit 50-Jährigen aufzulaufen“, sagt Osman Aydin. „Derzeit müssen einige von der Reserve wegen Verletzungen im Kreisliga-Team ran. Kaum Spieler der zweiten Mannschaft trainieren, und so kommen solche Ergebnisse wie das 0:12 gegen Epfenbach zustande.“

Es gibt also einige Baustellen bei Türk Gücü – und viel Arbeit, um wieder in die Spur zu kommen.


Heilbronn: Buga-Fans bei Ausverkauf auf Schnäppchenjagd

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Von Hans Georg Frank

Heilbronn. 20 Minuten vor dem geplanten Start kapitulieren die Torwächter. „Wir mussten öffnen, der Druck war zu stark“, sagt Oliver Toellner, einer der Organisatoren des Ausverkaufs bei der Bundesgartenschau in Heilbronn. Tausende wollen einen Monat nach dem Finale ein nützliches, manche lieber ein emotionales Erinnerungsstück an das „Sommermärchen“ ergattern.

Andrea Seeger ist glücklich. Sie hat ein Paar jener bunten Stühle greifen können, die sie bereits während der Buga ausgesucht hatte. „Während der Wassershows bin ich schon Probe gesessen“, erinnert sie sich sichtlich gerne. Die schicke Sitzgelegenheit kostet 70 Euro. „Im Laden werden dafür 129 Euro verlangt“, glaubt eine aufgeregte Frau zu wissen. Doch sie irrt, der reguläre Preis liegt bei 225 Euro. Entsprechend begehrt sind die stapelbaren Kultstühle der Marke Fermob, die Weitgereiste aus dem Jardin du Luxembourg in Paris kennen. Wer leer ausgeht, schimpft über unverschämte Zeitgenossen, die mehr mitnehmen als sie eigentlich tragen dürfen. Die Begrenzung auf die „haushaltsübliche Menge“ von vier Exemplaren wird ignoriert.

Die Schnäppchenjäger machen bei jedem Schritt im Freien und in einer Halle ordentlich Beute für Garten, Haushalt, Hobby. Sie müssen sich orientieren in einem Sammelsurium vom winzigen Teelicht bis zum bienenfreundlichen Tausendblütenstrauch. Werkzeug, Kabel, Lampen, Geschirr, Regencapes, Straßenkreide, Pflanzkübel mit und ohne Inhalt, Biertische, Kühlschränke, Stehlampen, Soft-Shell-Jacken mit Logo, Bänke, Spiegel, Regale, Hochdruckreiniger, Rettungsringe, Wäscheständer, Büromaterial – beherztes Zugreifen lohnt sich, auf Preisvergleiche sollte gleichwohl nicht verzichtet werden.

Birgit Glassl findet Gefallen an zwei großen Buga-Fahnen: „Die drapiere ich irgendwie im Garten.“ Begehrt sind auch zaunbreite „Herzlich willkommen“-Banner, die als Sichtschutz zum Nachbarn taugen. „Aktionstag Neckar“ steht auf dem Schild, das sich Axel Schneider unter den Arm klemmt. „Das finde ich ganz witzig, ich werde es wohl in den Flur hängen“, begründet er den Kauf für drei Euro.

Für ihren privaten Park haben Heike Hackert und Jens Hausmann zwei XXL-Sitzsäcke ausgesucht. Dass diese ziemlich verdreckt sind, stört nicht, „die lassen sich einfach reinigen“. Während der Buga hat sich das Paar nie auf diesen bequemen Ungetümen entspannt, „jetzt machen wir das daheim“. Wer mit einem Strandkorb liebäugelte, wird enttäuscht. Diese Urlaubsmöbel gehören den Gastronomen und sind längst in Sicherheit.

Tausende Pflanzen finden innerhalb kurzer Zeit neue Besitzer. Für zehn Euro werden florale Wundertüten gekauft, ohne genau zu wissen, was drin ist. „Absolute Schnäppchen sind fünf Rosen für zehn Euro“, verrät Lydia Frotscher, Gartenbautechnikerin, „normalerweise kostet eine Rose acht Euro.“ Für eine fünf Meter hohe Schwarzkiefer fließen 1000 Euro in die Buga-Kasse. Die drei Meter hohen Olivenbäume in pinkfarbenen Übertöpfen gefallen Christina Eichbauer so gut, dass sie sich für zwei entscheidet, Stückpreis 300 Euro. Irena Prokop lässt sich eine 20 Jahre alte koreanische Flachtanne auf den Hänger laden und strahlt: „Im Handel würde ich dafür 500 Euro zahlen oder mehr.“ Auf der Buga-Restrampe genügten 250 Euro für den Mega-Bonsai.

Weniger gefragt sind die letzten Kunststoffkolosse namens Karl, Maskottchen des Sommermärchens. Doch Ladenhüter wird es nicht geben, deutet Oliver Toellner an: „Was wir nicht verkaufen, stellen wir bei Ebay ein.“ Bei der Internet-Auktion gab es kürzlich den Zuschlag für einen Karl erst bei 2820 Euro. Ein Modell, das mit Seidenblumen bestückt ist, soll 2000 Euro einbringen. „Davor haben viele Leute ihre Selfies gemacht“, hat Christine Renner beobachtet. Sie ist als Prokuristin für die Finanzen verantwortlich – und ganz zufrieden mit dem Ergebnis. „Es ist überraschend viel verkauft worden“, wird sie am Abend melden, „die Einnahmen liegen knapp über 50.000 Euro.“

Gemmingen: Das plauderte Django Asül so alles aus

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Von Ines Schmiedl

Gemmingen. Keine lauten Schenkelklopfer, sondern feine Pointen und auf den Punkt gebrachte Wortspiele zeichnen den überzeugten Niederbayern Django Asül aus. In der Kraichgauhalle brachte er seine mehr als 700 Gäste mit dem neuen Programm „Offenes Visier“ im Rahmen der Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Bestehen immer wieder zum Schmunzeln und Lachen.

Sein Heimatort Hengersberg kommt auch im siebten Soloalbum nicht zu kurz, ebenso wenig wie sein Freund und Alter Ego Hans vom Stammtisch. Der vom Vorjahr für sein kabarettistisches Wirken und sein gesellschaftliches Engagement mit dem Bayrischer Verdienstorden ausgezeichnete Kabarettist plaudert heraus, über was er sich seine Gedanken macht.

Ein Kick auf den Berliner Flughafen – den ersten CO2-freien Flughafen der Welt – darf für den begeisterten Fußballfan und Tennisspieler genau so wenig fehlen, wie ein Zwiegespräch mit seinem Vater, der vor knapp fünf Jahrzehnten als Gastarbeiter nach Deutschland kam und für den andere Werte wichtig sind als für den Sohn.

Gemmingen wurde immer wieder thematisiert, an das sich der Kabarettist nach eigenen Angaben noch in zehn Jahren erinnern werde, weil hier blaue Regenwassertonnen neben der Bühne dekoriert werden. Einer der Sponsoren des Abends hatte es besonders gut gemeint und einige Exemplare aus seinem Sortiment in der Halle ausgestellt.

Auch den neoklassizistischen Charme der Kraichgauhalle wusste der Gast zu würdigen. „Gemmingen ist für die Heilbronner, was Baden-Baden für die Russen ist“, meinte Django Asül, der am Nachmittag von Vereinsmitgliedern des Fördervereins 1250 Jahre Gemmingen eine Führung durch den Ort genießen durfte. „Bei der Altstadtführung wurde mir erst bewusst, was Sie hier für Zuckerl haben“, sagte der Botschafter von Niederbayern, der auch gleich die Vermutung aufstellte, dass die Festhalle ein altes Römerkastell sein müsste.

Über das internationale Flair der badischen Gemeinde kam er zu bewegten Zeiten und den SUV genannten großen Familienfahrzeugen, die eine Kriegserklärung an die Menschheit seien. Bei einem Elektroauto hätte man viel mehr Wahlmöglichkeiten, entweder man fahre, man schalte die Klimaanlage an oder man heize. Zudem werden durch die Stoffe, die von Kindern im Kongo abgebaut und in Elektroautos verbaut sind, gleich etwas gegen die Überbevölkerung unseres Planeten getan.

Django Asül macht sich seine Gedanken und spricht sie aus. Er will sein Publikum nicht nur unterhalten, nicht nur Lacher ernten, sondern auch zum Nachdenken anregen. Menschen, die sich dauernd optimieren müssen, seien ihm ein Graus. Eines seiner Hobbys sind Pausengespräche, verriet er nach der Pause und kam gleich mit neuen Episoden, etwa über Lehrer, die ihre Zulassung verlieren, wenn sie nicht fünf Mal im Jahr Urlaub machen. „Bleiben Sie offen und lassen Sie Nähe zu“, riet er seinem Publikum zum Abschied.

Stadion- und Hallensprecher: Michael Tschimmel ist "The Voice of Waibschd"

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Von Eric Schmidt

Sinsheim. Die Sätze im Sport begleitet er mit Sätzen aus dem Mund: Michael Tschimmel, 44, ist Stadion- und Hallensprecher. Am vergangenen Wochenende war er besonders oft zu hören. Unser „Nachschuss“ weiß, warum.

Es muss in der Familie liegen: Die Tschimmels haben gerne das Sagen. Peter Tschimmel ist Stadionsprecher beim Fußball-Kreisligisten TSV Obergimpern, sein Bruder Michael Tschimmel Stadionsprecher bei den Kreisliga-Kickern der SG Waibstadt und Hallensprecher bei den Bundesliga-Faustballern des TV Waibstadt.

Seit neuestem macht „MT“ nun auch die Durchsagen bei den Drittliga-Volleyballerinnen des SV Sinsheim – aushilfsweise, quasi als Leih-Stimme. Warum auch nicht?! „Faustball und Volleyball sind sich nicht unähnlich. Es gibt Aufschläge, einen Block und Punkte“, erklärt der 44-Jährige.

Am Wochenende hatte der Mann am Mikro besonders viel zu tun. Er absolvierte eine Art Triathlon. Von 16 Uhr bis 18 Uhr begleitete er die Faustballer des TVW bei ihrer Heimpremiere gegen den TV Vaihingen/Enz, von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr die Sinsheimer Volleyballerinnen bei ihrem Spitzenspiel gegen den VC Offenburg. Am Sonntag ging es dann zum Kerwe-Kick der SG Waibstadt gegen Obergimpern, wo Tschimmel Aufstellungen und Auswechslungen vermeldete – und natürlich Tore.

Man muss sich keine Sorgen machen: Es geht ihm gut. Trotz der Dreifachbelastung hat sich Michael Tschimmel keine Stimmbänderdehnung zugezogen. Wer am Montag mit ihm telefonierte, hörte Tschimmels Erststimme, nicht eine heisere Zweit- oder Drittstimme.

„Ich schrei’ ja nicht rum. Ich weiß, wie ich mit dem Mikro umgehen muss“, sagt der 1. FC-Kaiserslautern-Fan und freut sich, ein erfolgreiches Wochenende erlebt zu haben: „Die Waibstadter Fußballer und Faustballer haben gewonnen. Die Volleyballerinnen haben zwar verloren, aber ein geiles Spiel gezeigt“, sagt er und grinst: „Ich musste mich vor dem Volleyball-Spiel nur kurz besinnen und aufpassen, dass ich bei der Begrüßung nicht ,Liebe Faustball-Fans!’ sage.“

Moderator und Motivator, Antreiber und Animateur: Michael Tschimmel ist ein Sprecher mit Leib und Seele – humorvoll, wortgewandt. Nein, auf den Mund gefallen ist er nicht. In Waibstadt kennt man ihn unter anderem von diversen Theateraufführungen und Comedy-Auftritten. Sein Buch und Hörbuch über die Fußball-EM 2016 in Frankreich „Tor-Tour de France“ hat auch bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Stadion- und Hallensprecher zu sein, ist ihm ein Bedürfnis. „Ich guck’ gerne Sport. Und mir ist es wichtig, Sportarten wie Faustball und Volleyball einen würdigen Rahmen zu geben. Das haben sie verdient“, sagt er. Fairplay und ein angemessner Ton sind ihm dabei wichtig.

Dass der Stadionsprecher des 1. FC Köln am vergangenen Freitag das zweite Tor der TSG 1899 Hoffenheim mit dem Worten: „Es ist zum Kotzen“ kommentierte, ist sein Stil nicht. „Das gibt es nicht bei mir. Ich habe da einen anderen Anspruch“, betont Tschimmel. Natürlich sei er lokalpatriotisch in seiner Rolle. Aber man könne genauso gut auch mal den Gegner für eine gute Aktion loben.

Volleyball, Faustball: Zu den Sportarten der Punkte und Sätze findet er die passenden Worte. Seine Art kommt an. Rainer Frommknecht, der Trainer des TV Waibstadt, ist ein großer Fan Tschimmels – und hört ihm gerne zu: „Er ist unheimlich schlagfertig und hat einen gepflegten Witz“, sagt der Faustball-Coach und ist überzeugt: „Im Fernsehen gibt es Leute, die eine Klasse schlechter sind als er. Er ist ein Entertainertalent, er ist ein ganz Großer. Er könnte auch im Fußball-Stadion vor zehntausenden Leuten Stadionsprecher sein.“ Wer weiß, vielleicht kommt’s ja noch. Tschimmel ist ein gefragter Mann. Für den 28. März ist die Voice of „Waibschd“ für die Faustball-U16-DM in Kippenheim gebucht.

Wie es eigentlich so ist, wenn Michael Tschimmel und Peter Tschimmel, die beiden Stadionsprecher, bei einem Familientreffen gemeinsam am Tisch sitzen? Nicht so, wie man es sich vielleicht vorstellt. „Wir sind insgesamt vier Kinder, drei davon sind verheiratet. Da ist so viel Theater, da müssen wir uns nicht daran beteiligen“, sagt Michael Tschimmel.

Eschelbronn/Zuzenhausen/Hoffenheim: Für 1500-Pyur-Kunden blieb der Fernseher zwei Wochen schwarz

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Eschelbronn/Zuzenhausen/Hoffenheim. (rw/fro) Bürger in Eschelbronn, Hoffenheim und Zuzenhausen, die keine „Schüssel“ auf dem Dach haben, sondern Internet, Radio- und Fernsehkanäle über eine Firma mit dem Namen „Pyur“ (vormals „primacom“) über Kabel empfangen, hatten einen ziemlich dicken Hals. Der Bildschirm flimmerte vor sich hin und aus dem Radio kam nur Rauschen – und das für bis zu zwei Wochen. Auch eine Leserin, die im betreuten Wohnen in Sinsheim-Hoffenheim wohnt, hat sich mit demselben Problem an die RNZ gewendet.

„Wir setzen alles daran, Ihnen schnell zu helfen“ heißt es auf der Störungsmelder-Seite im Internet. Bei der Eingabe von Postleitzahl, Ort, Straße und Hausnummer wird ein Hinweis angezeigt, dass wohl ein Schaden an einem Kabel vorliege. Am vergangenen Wochenende war dort zusätzlich vermerkt, dass der Schaden voraussichtlich am Montag, 4. November, um 16.40 Uhr behoben werden würde. Dieser Vermerk wurde wieder gestrichen.

Unter dem Menüpunkt „Gibt's noch Fragen?“ kann sich der Kunde an eine „Service-Hotline“ wenden. Ein Mitarbeiter berichtet von einer „Großraumstörung“, die in der Region vorliege und dass mit Hochdruck an der Beseitigung der Störung gearbeitet werde. Aber er gibt auch zu, dass die Mitarbeiter der Service-Hotline „wie die Dummen im Dunkeln sitzen“ und so gut wie nichts zu weiteren Einzelheiten sagen könnten. Zwischenzeitlich wurde sogar von einem Mitarbeiter die Behebung des Schadens vermeldet.

Als er eines Besseren belehrt wurde, räumte er ein, „dass es sich vielleicht um ein nachgelagertes Problem handle und ein Techniker vor Ort eingeschaltet werden müsse“. Als der Mitarbeiter noch erfährt, dass nicht nur Eschelbronn, sondern auch noch umliegende Ortschaften betroffen sind, entfährt ihm ein „Ach du dickes Ei, das kann dauern“, denn bei einem Glasfaserschaden müsse jede einzelne Faser zusammengetackert werden.

Am Freitag erläuterte Pressesprecher Mario Gongolsky auf RNZ-Nachfrage, dass er zwar von der großflächigen Störung wisse, diese aber eigentlich am Donnerstag behoben worden sei. Betroffen seien rund 1500 Haushalte in Eschelbronn, Hoffenheim und Zuzenhausen gewesen. Die Ursache war eine Glasfaserkupplung, die nicht richtig geschlossen war.

Wo genau der Fehler aufgetreten war, konnte Gongolsky laut eigener Angabe nicht herausfinden. Aber die Techniker der Firma „Comsat“, die sich um die Reparaturen gekümmert hat, hatten nach der Reparatur wieder vereinzelte Meldungen von Bewohnern bekommen. Freitagnachmittag lagen dem Unternehmen zwei Meldungen in Hoffenheim vor, von den Störungen im betreuten Wohnen und in Eschelbronn erfuhr Gongolsky von der RNZ.

Der Pressesprecher ging davon aus, dass das Problem bis Freitagabend hätte behoben sein sollen. Aber erst im Laufe des Montags gingen TV und Radio bei einem Kunden in Eschelbronn wieder. Am Dienstag erfuhr die RNZ, dass auch im betreuten Wohnen in Hoffenheim kaum noch Probleme auftraten. Dort hatte es elf Tage gedauert, bis TV und Radio wieder funktionierten. „Eigentlich sollte alles geklärt sein“, sagte Gongolsky. In Zukunft rät er Betroffenen, die Störungshotline, Telefon 030 / 25777777, anzurufen. Je mehr Meldungen eingingen, desto schneller könnten die Techniker vor Ort das Problem lokalisieren.

Sinsheim: Driften Weihnachtsmarkt und Flohmarkt auseinander?

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Von Tim Kegel

Sinsheim. Alle Jahre wieder, kommt mit dem Sinsheimer Weihnachtsmarkt nicht nur Adventsstimmung auf – sondern auch die alte Debatte, was man besser machen könnte. Und ob früher nicht sowieso alles besser war.

Eine Frage – oder, genau genommen, mehrere – die dieses Mal nicht im Nachhinein und innerhalb überschaubarer, gut informierter Sinsheimer Kreise diskutiert wurden, sondern frontal. Während der Weihnachtsmarkt-Konferenz in der Carl-Orff-Schule.

Monika Möhring vom Verein „Aufbruch“, der sich für Frauenrechte einsetzt und gegen die Unterdrückung von Frauen kämpft, machte das Fass auf: Der Weihnachts-Flohmarkt in der Elsenzhalle sei zur separaten Großveranstaltung geworden. Der eigentliche Markt sei „dadurch zweigeteilt“. Man spüre einen Rückgang beim Zulauf auf dem Kirchplatz; die meist ehrenamtlichen Standbetreiber in der Innenstadt und jene im abgelegenen Wiesental bekämen „von einander gar nichts mit“.

Eine knappe Handvoll mache dieses Jahr nicht mit, an deren Stelle sich weniger Neue versuchten, bestätigt Markt-Organisator Michael Jerabek von der Stadt Sinsheim. Möhring, die viele als Stadtführerin „Marie vun Sinse“ kennen, sprach aus, was sich einige bislang nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen trauten: Man müsse sich Gedanken machen, ob Floh- und Weihnachtsmarkt nicht „als zwei separate Veranstaltungen stattfinden“ sollen.

Gemeint war: an zwei verschiedenen Wochenenden. Fast ein Tabubruch. Dass das Thema polarisiert, zeigten andere Einwürfe. Manch einer hält es für überlegenswert, den Weihnachtsmarkt räumlich und vom Konzept her ganz zu überdenken.

Das Jahr 2018 jedoch, mahnt Flohmarkt-Macher Hans-Jürgen Poppe von der Initiative Sinsheimer Weihnachtsmarkt, könne man nicht mit dem jetzigen vergleichen. Damals versank der Elsenz-Uferweg regelrecht im An- und Ab- fahrts-, Park- und Suchverkehr. Es kam gar zu fast nicht entwirrbaren Staus. Grund: die Sanierung des Festplatzes mit Hunderten wegfallender Parkbuchten vor der Halle. Das städtische Ordnungsamt habe beim letzten Weihnachts-Flohmarkt hart durchgreifen müssen. Da habe man den einen oder anderen durchaus verstehen können, der vom Floh- nicht mehr zum Weihnachtsmarkt ging.

Der Festplatz wird am heutigen Mittwoch wieder frei gegeben. Auch die Friedrichstraße soll zum Fest wieder frei sein. Poppe glaubt daher, dass „sich das Problem dadurch erledigt hat“.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Carl-Orff-Schule: Schüler der Förderschule bereiten seit Jahren Maultaschen und Mürbse für den Flohmarkt zu, verkaufen diese für den guten Zweck und erwerben dabei soziale und fachliche Kompetenzen und haben Erfolgserlebnisse. Ohne den Weihnachts-Flohmarkt, und zwar parallel zum Weihnachtsmarkt, falle ein wesentlicher Inhalt des Schul-Fördervereins „Brücke“ weg, der die Einsätze unterstützt. „Brücke“-Vorsitzender Theo Grimm ist der Ansicht, dass „die eine Veranstaltung die andere braucht“.

Einige aus der Runde hätten trotzdem nichts dagegen, den ganzen Weihnachtsmarkt in Richtung Halle umzulagern. Dann wären zumindest Vereine und Initiativen, Flohmarkt und Schule wieder vereint. In direkter Nähe der Halle liegen schließlich der Festplatz, der Postgarten mit der „Alla Hopp!“-Anlage, das Katharinenstift mit dessen Gelände und der Elsenzufer- und Schwimmbadweg, die auch beim Fohlenmarkt seit Jahren als Festmeile genutzt werden. „Eine Verbindung zu schaffen“, hierfür spricht sich der Vertreter der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde aus.

Ähnlich war’s ja früher auch schon: Damals fand der auch seinerzeit riesige Flohmarkt in der Carl-Orff-Schule statt - keine fünf Gehminuten vom Kirchplatz entfernt. Die alte Sporthalle wurde mitgenutzt. Noch früher wurde der Weihnachtsmarkt sogar auf dem Parkdeck in der Grabengasse abgehalten, das keine 30 Meter von der Schule entfernt liegt. Und: Noch einmal früher - da gab es den alten Sinsheimer Weihnachtsmarkt rund ums Stift Sunnisheim, das ganz woanders und zudem auf dem Berg liegt. In keinem Fall hat’s wohl geschadet.

Andere Zeiten? Offenbar: Der Aufbau des Flohmarkts, der jährlich Tausende Euro in die Kassen karitativer Sinsheimer Einrichtungen spült, sei wegen der engen Flure und kleinen Klassenzimmer der Schule eine Schinderei gewesen, heißt es beim Veranstalter. Den Schulbetrieb an den Tagen zuvor und danach habe man gewährleisten müssen.

Aber noch etwas anderes spreche gegen den alten Standort: Seitdem Schule und vor allem Sporthalle mit Millionenbeträgen der Dietmar-Hopp-Stiftung saniert wurden, könne man diese „nicht mehr so einfach Tausenden von Straßenschuhen aussetzen“, wie Andrea Struzyna vom Bürgerkreis für Menschen mit psychischer Erkrankung nachvollziehen kann. Immer noch könne man Matsch und Schnee am ersten Adventswochenende ja nicht völlig ausschließen.

Die Runde einigte sich schließlich dahingehend, dass ein großes Plus des Kirchplatzes in der Kirche liegt, die dort ist. Dekanin Christiane Glöckner-Lang und ihr katholischer Kollege Thomas Hafner wollen den Markt dieses Jahr mit einer kleinen Eröffnungs-Andacht näher am Ursprung verorten. Doch auch der Handel, so hört man, favorisiert die Innenstadt als Standort, wegen des Christkindl-Shoppings am langen Samstag.

Ein letzter Faktor, weshalb der Weihnachtsmarkt manchmal nicht ganz so gut lief, wie er hätte laufen können, sei die verlässlich am ersten Advent ausgetragene Bundesliga-Partie im Sinsheimer Stadion. Dieses Mal kommt Fortuna Düsseldorf. Ein Glücksfall seien hingegen die Holzhütten, die der städtische Bauhof mit den Vereinen und Gruppen hin- und wieder wegstellt. Sie kosteten eine Gebühr von 25 Euro. Alle Jahre wieder.

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