Eppingen. (guz) Der Nachtumzug der Stadt Eppingen wird im kommenden Jahr nicht stattfinden. Das hat die Kommunalverwaltung am Mittwoch in einem knapp gehaltenen Schreiben mitgeteilt. "Im Februar 2018 wurde beim Eppinger Nachtumzug eine Besucherin verletzt. Die Stadt Eppingen und der Eppinger Verkehrsverein bedauern diesen Unglücksfall und werden die Veranstaltung im Jahr 2019 nicht durchführen", heißt es in der Mitteilung.
Nach dem Vorfall, bei dem eine 18-jährige Frau von Mitgliedern einer Hexenzunft aus Bahnbrücken aus den Zuschauerreihen "entführt", über einen Kessel mit heißem Wasser gehalten wurde und sich dabei schwer an den Beinen verbrühte, war wiederholt über das endgültige Aus der Traditionsveranstaltung diskutiert worden, sowohl vor als auch hinter den Kulissen.
Über den Vorfall war - nicht immer sachlich - deutschlandweit und selbst in mehreren europäischen Zeitungen berichtet worden, der Imageschaden für Eppingen war enorm. Erstes "Opfer" war wenige Tage nach dem Nachtumzug der Leiergassenumzug: Er wurde von der Stadt kurzfristig abgesagt, von den Bürgern aber genauso kurzfristig zu einer Art Protestumzug, einem "kostümierten Leiergassenspaziergang" umgebogen und fand damit letztlich doch statt.
Die Polizei hatte nach dem Zwischenfall den "Hexenkessel" sichergestellt und gegen 19 Mitglieder der mit Häs und Hexenmasken verkleideten Gruppen aus Bahnbrücken ermittelt. Angeklagt wurde nun jedoch lediglich ein 32-jähriger Mann: Wegen fahrlässiger Körperverletzung muss er sich Anfang Dezember vor dem Amtsgericht Heilbronn verantworten. Die restlichen Mitglieder der Gruppe schweigen bis heute und konnten trotz der Auswertung umfangreichen Bildmaterials nicht identifiziert werden.
Die Organisatoren - der Verkehrsverein der Stadt Eppingen sowie die "Hexenzunft" und die "Kraichgau-Hexen" - wollten bisherigen Aussagen zufolge eigentlich den Ausgang des Prozesses abwarten und erst dann über die weitere Zukunft des Nachtumzugs entscheiden. Warum die Absage für 2019 nun bereits vor Prozessbeginn kommt, wollte gegenüber der RNZ niemand beantworten.
Es ist allerdings zu vermuten, dass die frühzeitige Absage der Planungssicherheit der teilnehmenden Vereine geschuldet ist - immerhin nehmen an dem spektakulären nächtlichen Ereignis meist um die 80 Gruppen und tausende Zuschauer teil. Zünfte, die in den vergangenen Jahren an der Veranstaltung mitgewirkt haben, würden nun über diese Entscheidung informiert, teilte die Stadt dazu mit.